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18. April 2011 1 18 /04 /April /2011 10:27

erzählt eine Geschichte!

 

Die letzten Tage waren so anstrengend, dass mir sowohl die Muße, als auch die Kraft fehlte auch nur etwas zu schreiben. Darum wird heute wohl etwas mehr zu berichten sein. (Auch wenn ich immer noch so müde und kraftlos bin.)

Neben dem normalen Alltagskram kam als Freude dazu, dass mein großes Kind sich mal wieder in unsere Gegend verirrte. Eigentlich war geplant, dass sie am vorletzten Samstag mit ihrem Studienkollegen kommen sollte, aber aus Studientechnischen Gründen klappte das so nicht. Nun kam sie alleine, wir kauften ein Video, leckeres vegetarisches Essen und machten uns an die Arbeit. Bzw. sie machte die arbeit und ich gab mehr oder weniger qualifizierte Kommentare und Ratschläge ab! Das Projekt hieß.. Wie bau ich einen Hühnerzaun in drei Jahren.. ach Nein.. in drei Stunden.. wobei die Projektvorbereitungen drei Jahre in Anspruch nahmen.. Das mag nun ein wenig verundern, darum hole ich etwas aus.

Meine Schwiegermutter hat seit Jahr und Tag Hühner. Diese liefen, seitdem ich hier wohne, immer auf einem etwas abgewrackten Areal rum,mit einem noch abgewrackteren Zaun. Irgendwann kamen dann mal ein paar Kamerunschafe dazu,die diesen Zaun als keine allzu große Hürde empfanden und die diesen zerlöcherten.. Nun gut, oder eben nicht, denn nicht nur die schafe hatten Freiheit... nein auch derFuchs.. denn nun hieß es bei uns All-you-can-eat.. und ein Huhn nach dem anderen verschwand. Das machte meine Schwiegermutter traurig und die hohlen und leeren Versprechungen ihrer Söhne, doch daran was zu ändern lösten sich schnell in Rauch auf. Mika und ich redeten und redeten.. und es gab angeblich immer irgendwelche Hindernisse.. erst musste der alte Zaun ab.. was natürlich heute und morgen und übermorgen und und und nicht so einfach möglich war. Nun machten wir uns Frauen dran den Zaun abzumontieren, was echt eine Schinderei ohnegleichen war.. Aber mit Hilfe von Nachbars Bolzenschneider, viel Wut im Bauch klappte es dann. Das war Ostern vor zwei Jahren!!!!

Nun sollte da ein neuer Zaun ran. Meine Schwiegermutter beschwerte sich bei MEINEM Vater!! und ich durfte mir nun monatelang immer wieder anhören.. was nun mit dem Zaun sei. Im Oktober sagte ich meinem Mann (also 2009!!!!) Wir schenken Mutter zu Weihnachten einen neuen Zaun und 10 Hühner samt Hahn.. und damit es eine Überraschung ist, bauen wir den Zaun ganz knapp vor Heiligabend den Zaun!!! Was für ein fataler Einfall, das wissen alle, die sich noch an das Wetter 2009/2010 erinnern! Es schneite seit 16.12. und taute erst wieder Mitte März! Na super. Nun hatten wir Hühner aber keinen Zaun.. Dann war wieder keine Zeit. Die Hühner rissen sich alle Federn raus, weil es ihnen zu dunkel und eng war. (Legten aber wie blöd Eier!) Damit sich das Drama nicht weiter verschlimmerte, setzten wir eine Freilaufhalle um, und so hatten die Hühner wenigstens 9m² Platz im Freien.. aber der Zaun kam immer noch nicht dran. So zog sich ein knappes weiteres Jahr hin.. bis eben letzte Woche. Da platzte mir der Kragen und ich sagte:" Dann machen Mika und ich das jetzt!" Mein Mann sah ungeahnte Probleme, aber dieses Mal ließ ich mich davon nicht einschüchtern, sondern wir machten uns ans Werk. Beton anmischen, zehn Pfeiler setzten,

Spanndraht ran.... Spanndraht??? Hatten wir echt nur 50 Meter für 60 Meter Zaun gekauft??? so hohl kann man doch nicht sein.. DOCH kann MANN! (mit zwei N)

foto0076.jpg

also Sonntag vergangene Woche grummelnd aufgehört Montag welchen gekauft, Dienstag angebaut und Samstag kam dann nochmal mein Kind und der Studiefutzi! undtataataaaaaaaaaa der Zaun ist da! und die Hühner freuen sich und ich mich und Schwiegermama... DREI JAHRE!

 

So, dass war die Zaungeschichte!

 

Kuchengeschichte.. Ich weiß die Überschrift ist anders, aber das eine (Konzert) gehört zum anderen (Kuchen). Also.. los.

Am Montag bat der liebe Thomas um ein Buffet für das Orchester und das doch jeder und jede...und ach bitte,bitte bringt doch was mit.. (Als ob wir irgendwann, irgendwen verhungern ließen! Die Buffets der Kantorei sind bei allen Orchestern berühmt und berüchtigt für die Mengen an Kalorien und Leckereien, die so aufgefahren werden.)

Nun bin ich ja so ein.. Alles muss einen Sinn haben..so dachte ich mal wieder und kam darauf, dass ich einen Johanni(e)s-Passion-Kuchen backen will. Ich hatte auch ziemlich schnell konkrete Vorstellungen, was manchmal etwas hinderlich ist.. weil eben manches nicht so wird.. Aber dazu später.

Nun gut ich hatte die Idee unten einen Mürbeteig, darauf einen Vanillepudding dann ein gelee aus schwarzen Johannisbeeren (eben der Johannes) und dann ein Gelee aus Passionsfrucht (eben die Passion) zu schichten. Hörte sich toll an.. dazu die Metapher.. knuspriger Boden (= wir beißen uns manchmal die Zähne aus) weicher Pudding (=die sanften Choräle) die sauren Früchte (= zwischendurch haben wir ganz schön gelitten) So in etwa.. Also machte ich mich Freitag ans Werk und war der Meinung, alles easy... NICHTS DA! Der erste Mürbeteig war noch ganz schick... ich füllte ihn in die Form, schichtete den Pudding rein, ab in den Ofen... nach 45 Minuten raus.. umdrehen.. super lauter Brösel.. ich schob die Bröselein wenig zusammen, in der Hoffnung, dass das alsKuchen durchgehen würde..ging natrülich überhaupt nicht.. aber ich hatte ja noch einen Mürbeteig da..im Kühlschrank.. alles super.. NICHTS war super..der Mürbeteig war von Anfang an Brösel! ich knetete und knetete (völlig verkehrt wie ich jetzt weiß!) aber ich war so traurig und es war so vernichtend, dass ich meine Mutter anrief und sagte..:"Wenn du mir was schenken willst, dann wünsche ich mir, dass  jetzt Johann Lafer da ist und mir einen Mürbeteig macht!" Meine Mutter lachte natürlich,schickte mir auch nicht den Johann, sondern gab mir den guten Rat nicht aufzugeben und dann war ich wieder mit meiner fixen Idee allein. Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht irgendetwas daraus machen würde. Dann stopfte ich die Brösel in die kleine Form, wieder Pudding rauf und dann in den Ofen .. UND.. in der Form erkalten lassen. (Richtig kalt werden lassen!!!! AHHHHH!) Den verunglückten Kuchen, den ich dann für uns eingeplant hatte stellte ich in den Flur, Tür zu... Wir fahren zur Generalprobe... Der Hund bellt..ich meine noch.. wir sollten die Tür abschließen.. Ach was.. der Hund kann durch die Terrasse rein.. Ha! Wir kommen nach drei Stunden wieder..und der Kuchen war im HUND! Na super, mit Suppentopfandrohung schimpften wir den Hund aus und kosteten den nicht angefressenen Teil... Lecker! Die Idee ist super!

Am Samstag machte ich nach der erprobten Methode noch einen Kuchen (der Kleine für uns und noch einer für die Kantorei) Und NUN.. nun wollte ich ein Gelee machen.. da mein Kind keine Gelantine will nehme ich Agar.Agar... HA! Ich rühre und koche und mache.. NICHTS! Nur Soße.. Aber dieses Mal war ich gleich pfiffig und koche aus Johannisbeeren und passionsfruchtsaft ein klassisches Gelee mit Gelierzucker! Das war genial.. denn das andere war so sauer, dass der Kuchen gar nicht zu essen gewesen wäre.. SUPER. Fruchtig, sauer, sahnig, knusprig!!! Nur leider.. die Bilder, die ich gemacht hatte, habe ich Volltroll, gelöscht! (Nicht wundern, nur mit dem Kopf schütteln!)

 

So.. und dann war Sonntag. schon am Samstag kam die liebe Bremerin und kostete den Kuchen (war lecker) und wartete mit uns auf das Konzert.

 

100_3815.JPG

Sonntag.. früh raus, ich war nicht nervös, ich konnte nur mal wieder nicht schlafen. Aber um 5 Uhr bin ihc mit dem Hund raus, um 7 Uhr Frank wecken (er will noch auf den Acker) um halb 9 Uhr Frühstück machen für die Kinder und mich, Formel 1 schauen. (Vettel wird "nur" Zweiter) Alles ist gut. Um 12 Uhr zur Generalprobe. Die historischen Instrumente des Orchesters begeistern uns alle. ich habe einen schönen Platz in der ersten Reihe,weil ich mit meinem Fuß nicht auf die schmalen Stufen mag. Aber es ist gut so. Die Probe begeistert mich. Ich hatte ja immer so meine Problemchen mit diesem Werk, aber nun ist es einfach nur schön.Um halb drei nach Hause, Kaffee trinken, duschen,noch kurz aufs Bett... ein wenig ausruhen. Alles wird gut! gelassen ziehen wir uns an. Wir singen ganz in schwarz,nur die Frauen tragen die wunderschönen lila-silbernen Tücher. Es ist ein schöner Anblick. Ich fühle mich so wohl mit dem, was ich anhabe.. es kann nur gut werden.

Um kurz nach vier fahren wir los, wir gehen ins Gemeindehaus, Mika kauft sich ihre Karte. Einsingen. Dieser Moment ist der Beste vor jedem Konzert. Wir stehen völlig ungeordnet da,Thomas schafft es immer wieder, dass alle so da sind. Es ist eine kaum zu störende Anspannung da... dann singen wir den Choral Nummer 40  Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn erschallt. Mit einer kurzen Bemerkung über die Bedeutung lässt Thomas uns den Choral nochmals singen.. Es ist unfassbar schön. Die Glocke beginnt zu läuten. Wir gehen langsam in die Kirche. ich bin die viertletzte, hole noch tief Luft, stelle mich hin. Die Solisten kommen, Thomas..die Glocke scheinte ewig zu klingen. Wir stehen in völliger Erstarrung da, schauen auf Thomas.. und warten! Nachdem er den Taktstock nimmt, schlagen wir unsere Noten auf. Zwei Stunden völliger Dramatik, Ergriffenheit, höchster Konzentration und Schwerstarbeit stehen vor uns. Als das erste Herr durch die Kirche erschallt, bekomme ich eine Gänsehaut.

herr.jpgWir singen so eindringlich wie ich uns noch nie gehört hatte.

 

 

Es war atemberaubend. Der erste Teil ist ruckzuck zu Ende. Aber wir haben noch das Meiste vor uns. Rezitative wechseln sich mit zornigen Einwürfen des Chores ab.. Die Arien erfordern auch von uns höchste Aufmerksamkeit damit wir beim nächsten Einsatz auch wieder präsent sind.. und dann kommt die Arie in der Jesus stirbt. Er sagt es ist vollbracht... diese Worte treffen mich wie eine Wucht. Ich stehe da und bin zutiefst erschüttert. Mit Mühe singe ich den nächsten Choral. Ich bin ergriffen wie nur nach dem Verdi Requiem.

Die letzten Chorstücke.. das "Ruht wohl", immer wieder Trost, singen wir etwas getragener als noch in der Generalprobe... Der Schlusschoral. Mit aller Inbrunst singen wir Ich will dich preisen ewiglich..

 

 

die Glocke ertönt,die Zuschauer stehen schweigend auf und erweisen uns und unserer Leistung so ihren Respekt. Thomas steht minutenlang ruhig da.. Leise gehen wir ab. Draußen fange ich vor Rührung an zu weinen. Meine Gefühle fahren Achterbahn. Alles ist gut und nach kurzem Trost geht es mir auch wieder besser. Es war ein unglaubliches Erlebnis. Danke an das Orchester, an dieSolisten, an unseren wunderbaren Chor und nicht zuletzt an Thomas, dass er so etwas möglich gemacht hat!

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  • Landschaftsarchitekturstudentin mit einem Hang zum Übergewicht!
 Aber jetzt wird alles besser! Ich laufe den Pfunden davon!
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