Eigentlich ist die Überschrift ein wenig irreführend, denn um was es mir erst einmal geht, was unsere Generation, der Folgenden für ihr weiteres Leben so mitgibt.
Wie immer, wenn ich walke, putze, bügel, Unkraut jäte oder sonst eine mechanische Arbeit verrichte, kamen mir auch heute wieder so.. vielleicht verquere Fragen.
In den vergangenen Wochen habe ich einige Berichte über sterbende Städte in den USA und in Deutschland gelesen, habe Reportagen über die "Generatin Praktikum" gesehen und gestern Nacht gipfelte es in einer Dokusendung des Senders VOX (Nun sicher nicht gerade die Nummer 1 an investigativen Journalismus..) über Jugendliche auf Berufssuche. Es waren natürlich wieder die vermeintlich "schwarzen Schafe" der Gesellschaft, die eben, die nicht wissen, was sie machen sollen, dass man 8 Stunden arbeiten muss, dass Modell oder Spieletester eben der einzige Job ist, den man machen will.. und und und.. Viele von uns kennen diese Jugendlichen.. die nicht wissen, wie unser Bundespräsident heißt, dass Angela Merkel eben Angela und nicht Angelika heißt, dass der Klimawandel und die Weltwirtschaftskrise, Themen sind, die die Menschen in Deutschland bewegen... Das 10 % von 80 Euro eben 8 Euro sind..
Man ist erschreckt und entsetzt und denkt sich.. Ja, aber meine Kinder.. die sind doch ganz anders?
Sind sie das?
Geht man in bundesdeutsche Gymnasien und gibt den Pisatest raus, fallen rund 10 % der Schüler der neunten Klasse durch! Das sollte eigentlich die bundesdeutsche Elite werden. Nun gut, kann man sagen, dass sind eben schulische Werte, dafür schlagen wir uns in sozialer Kompetenz! Machen wir das?... In den vergangenen Jahren hat die Zahl der gemoppten Schüler so zugenommen, dass nach einer Studie der Universität Bochum davon ausgegangen werden muss, dass jeder fünfte Schüler schon einmal Opfer physischer oder psychischer Gewalt wurde. Und das sind nicht nur Hauptschüler.. sondern das zieht sich eben durch alle Gesellschaftsschichten.
Jetzt stellt sich die Frage, woran liegt es, dass unsere Kinder scheinbar ihre schulischen Leistungen, als auch ihre sozialen Kompetenzen nicht abrufen können? Wieviel Einfluss hat unsere Erziehung auf die scheinbar mangelnde Leistungsbereitschaft?
Sind unsere Kinder Opfer, unserer eigenen Unzulänglichkeit? Wieso erwarten wir, dass unsere Kinder etwas besser haben, machen, können, dürfen.. als wir?
Woher kommt unser Anspruch, dass unsere Kinder leben sollen wie die Top-Schauspieler,- Manager,-Modell,-Schriftsteller.. und und und..?
Drehen wir das Rad ein wenig zurück.
Die Generation meiner Eltern, die jetzt eben so Mitte 70 sind, erlebten ihre Kindheit entweder im, oder am Ende des zweiten Weltkrieges. Hunger, Vertreibung, echtes Elend, Wohnungsnot, Krankheit und Mangel (in einer Form, die wir es uns nicht einmal ansatzweise vorstellen können und sicher auch wollen!), prägte den Alltag dieser Kinder. Wünsche?? Meine Mutter erzählte mir immer, wie sehr sie es der Nachbarstochter neidete, dass sie eine dicke, fette Butterstulle (woanders sagt man Butterbrot!) bekam.. und bei ihr war das immer sehr rationiert..Aber.. es war dann in der Folge so, dass im Laufe der Woche, meine Mutter und ihre Schwestern immer noch zu essen hatten und die andere Familie eben nicht..
Lehrt uns diese Geschichte etwas? Sollte sie, macht sie aber nicht. Denn trotzdem stehen wir da, wie trotzige Kinder und sagen uns: "Ich will!" Nun versuchten uns (eben die, die nun so Mitte 40 sind!)unsere Eltern vor allen Unbillen zu bewahren. Ob nun Kind Ost, oder West spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Es musste das perfekte soziale Gefüge geschaffen werden. Alle Menschen sind gleich .. alle bekommen alles.. alle dürfen alles.. STOP!
Wir befinden uns im Jahr 1968. Ich bin vier Jahre alt und die Studenten auf der Welt protestieren gegen Mief und Muff unserer Großeltern. Veränderung tut Not und Alle sollten alles können,. dürfen, haben.. usw. Nun ist der zweite Weltkrieg 23 Jahre her und Mangel?? So echter Mangel herrscht nur an Arbeitskräften. Ein Jahr vorher stieg die Arbeitslosenquote auf, für uns traumhafte 2,1 % und führte zu einer Wirtschaftskrise.. sank aber in der Folge dann wieder..
Gut, aber es geht ja eigentlich um etwas anderes... Die Menschen (Ost wie West, hatten sich arrangiert.. wir, wir waren eben so 1-9 und lebten in einer scheinbar friedlichen Welt..) Unsere Eltern schufteten und schufen uns eine Welt, der unbegrenzten Möglichkeiten.. Das Schlagwort "Du sollst es einmal besser haben, als wir!" Und "wir legen uns krumm und lahm, damit du alles haben kannst!" Waren sicher bei vielen von uns an der Tagesordnung..
Du sollst es besser haben, als wir!
Dieser Satz ist so gut gemeint.. und bricht unserer Gesellschaft das Genick!
Uns ging und geht es besser. Wir leiden keinen Mangel... Wir leiden keine Not.. besonders die Generation 40 plus, hatte niemals Mangel an materiellen Werten. Sicher mag der eine oder andere sagen," Ja aber ich.. Ich hatte keinen Porsche!" Und nun??? Geht davon die Welt unter??
Welchen Bedarf müssen wir denn befriedigen, damit wir befriedigt sind?
Das grundlegende Problem ist, dass wir eben auch versuchen, dass es unseren Kindern BESSER geht, als uns! Besser als was?? Ich denke, dass es keiner Generation jemals besser ging, als der unsrigen.. und das dieses zu toppen schier unmöglich sein MUSS!
Wir wuchsen mit der Idee auf, dass wir gleichberechtigt behandelt werden wollen und sollen. Vermengten aber den Anspruch des WOLLEN, KÖNNEN; DÜRFENS.. mit der Realität. Dachten, dass jeder das RECHT hat, vergaßen aber darüber, dass man auch die PFLICHT hat etwas dafür zu leistem. Und, dass das Wollen, Dürfen, können sich nicht nur auf materielle Bedürfnisse ausstreckt, sondern eben Bildung und sozialer Kompetenz einschließen muss.
Mein Vater sagt oft zu mir:" Ich bin ja nur ein Volksschüler, ich musste damals arbeiten und konnte nicht länger zur Schule gehen!" Heutzutage würden viele gar nicht zur Schule gehen.
Die 1968 -Generation dachte sich, wenn wir unseren Kindern keine Beschränkung auferlegen, wenn wir ihnen alle Freiheiten geben, dann werden sie zu freien und sozial kompetenten vollwertigen Menschen der Gesellschaft, vergaßen aber darüber, dass es auch Grenzen und Zwänge gibt, die man a. aushalten muss und b. man ist nicht allein auf der Welt.
Das Kind als gleichberechtigter Partner.. funktioniert??? Ich denke inzwischen nicht mehr! Vielleicht funktionierte es nie, einfach aus dem Grund, dass das Kind eben einen Rahmen braucht. Den kann es sich nicht selbst stecken.. (nehmen wir mal die super Kinder an.. die eben alles können!) Ein Kleinkind braucht Regeln um sich zu orientieren. Es braucht eine starke Person, an der sie sich orientieren kann, die im Halt und Schutz gibt. Soll das Kind denn als gleichberechtigter Partner das seinen Eltern geben??? Da hinkt es.
Nun stehen wir vor meiner zentralen Frage...
liegt es an unseren überzogenen, auf unsere Kinder projezierten Idealen, dass unsere nachfolgende Generation scheinbar wenig auf die Reihe bekommt? Das Bildung und soziale Kompetenzen keinen Stellenwert zu scheinen haben. Das die Generation "Praktikum" offensichtlich nicht in der Lage ist, sich selbst ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sondern ständig auf die Unterstützung des Staates angewiesen ist. Die Generation lebt von Bafög, Wohngeld, Hatz IV oder ihren Eltern.. oder manchmal aus einer Kombination von vielen Dingen davon und wartet auf DEN Job, der ihr Spaß bereitet, bei dem man/oder frau mit wenig Arbeitseinsatz 4000 Euro netto in der Tasche hat.. und beschwert sich, dass es eben nicht so ist, dass der Staat dieses unmöglich macht, oder, dass die Eltern eben nicht diesen Wunsch erfüllen.
Wünschen wir uns nun den totalen Zusammenbruch, einen Weltkrieg oder DIE ultimative Krise. Wir haben alles davon und merken es nicht.. Wollen nicht merken, dass wir eben mit riesen Schritten unsere Ansprüche zurück schrauben müssen, um zu überleben. Das wir wieder Tugenden wie Fleiß, Zuverlässigkeit, Bescheidenheit und Pünktlichkeit an den Tag legen müssen, damit MADE in Germany wieder den Stellenwert bekommen kann, den es mal hatte.
Wir können uns nicht gegen die Globalisierung stemmen und so blauäugig in die Welt schauen und denken, dass wenn wir nur schreien: "das will ich!", dass sich so alles ändert. Wir.. die Generation, die das Glück der späten Geburt hatte, ist nun aufgefordert Werte zu vermitteln, damit wir eben nicht als Lebensmodell "Unterstützung Staat" leben, sondern man mit stolz auch Landwirt sein kann.
Das es nicht das erstrebenswerte Ziel sein darf, dass das "richtige" Auto vor der Haustür steht, sondern, dass ein liebenswerter Umgang untereinander und ein umfassendes Allgemeinwissen die lebenwerten Ziele sind...
Das schaffen wir alle.. Jeder für sich.. jeder in seiner Welt..